„Bello, nein! Nein! Nein! Neiiiin!“ So dröhnt es aus Nachbars Garten. Bello sieht aber nur die Wurst in Frauchens Hand und springt ständig hoch. Er stellt sich auf die Hinterbeinchen und tapst mit der rechten Vorderpfote auf Frauchens Knie. „Nein! Bello! Nein!“ keift diese immerfort. Bello versucht etwas anderes. Er fiebt und winselt. Das scheint nicht zu helfen. Also springt er abermals hoch um an die Wurst zu kommen. Doch Frauchen will nicht verstehen und schreit immer wieder nur „Nein! Bello, nein! Neiiiiin! So nicht!“
Bello wird immer ungeduldiger und hechelt aufgeregt. Die Zunge hängt weit aus seinem Maul, mit nicht minder weit aufgerissenen Augen die Wurst fixierend. Er bellt sein Frauchen an. Tänzelt vor ihr herum um irgendwie an die Wurst zu kommen. Er setzt sich hin und steht auch schon wieder auf um an Frauchen erneut hochzuspringen. Doch diese fuchtelt nur mit der Wurst in der Hand herum und keift wie ein Maschinengewehr das Wörtchen „Nein!“ in Bellos Richtung.
Nach wie vor strengt sich Bello an. Er ist ein kleiner Spitz-Mischling und so schnell gibt ein Spitz nicht auf! Zu verlockend ist der Duft der Wurst. Bello versteht die Welt nicht mehr und hechelt immer hastiger, springt höher und höher und wird dabei richtig hysterisch. Frauchen schubst ihn auf die Seite und kennt wohl nur ein Wort: NEIN!
Bello ist mit den Nerven am Ende und setzt sich erschöpft hin. Er beginnt sich zu kratzen und da… endlich! Die Wurst bewegt sich in seine Richtung. Hastig schnappt er danach und erwischt wohl dabei Frauchens Finger. Wie Frauchen darauf reagiert? Ja genau.. sie zischt ein „Nein, Bello!“ auf den armen kleinen Knirps.
Bello ist erledigt. Völlig erschöpft. Zugleich kann er jedoch nicht anders als das nächst beste herumliegende Stofftier zu schnappen um aufzureiten. Dann packt er es mit dem Maul und schüttelt es. Frauchen springt hin und will es ihm wegnehmen. Sie denkt wohl er will spielen und der Dialog geht eintönig weiter wie bisher.
Ich frage mich bei solchen Szenen, was der Hund dabei lernen soll? Was die Besitzer eigentlich damit bezwecken wollen und sie sich überhaupt denken? Was sollte Bello also tun? Das wurde ihm weder gesagt und schon gar nicht gezeigt. Hellseherische Kenntnisse werden anscheinend vorausgesetzt, anders kann ich es mir nicht erklären.
Bello ist damit keineswegs alleine. Das Wörtchen „Nein!“ ist aber auch zu verlockend! Fehlt nur noch, dass die Besitzer beginnen bis Drei zu zählen. Und sie dann erwarten, dass Hund bei Drei das tut, was sie verlangen. Und das soll Hund schließlich aus deren Gedanken lesen. Hunde können ja sowas. Noch viel schlimmer: Sie machen das nur, weil sie uns Menschen eins auswischen wollen. Weil sie’s uns zeigen wollen, mitunter ach so dominant sind (einen Lacher muss ich mir jetzt direkt verkneifen) und aus Protest das jetzt einfach nicht machen. Schluss mit Sarkasmus.
Wie kann mans nun besser machen?
In erster Linie muss dem Hundehalter überhaupt mal klar sein, welch’ ein Verhalten er denn gerne hätte und dieses gewünschte Verhalten sollte dann auf positive Weise bestärkt werden. Man nennt es „positive Verstärkung“, dh man fügt etwas Gutes hinzu, wie zB ein Leckerli oder Spielzeug. Was für den Hund eine tolle Belohnung ist, kann man leicht herausfinden. Jeder Hund präferiert etwas anderes: die einen fahren auf Futter ab, während die anderen ihrem Lieblingsquietschi den Vorzug geben.
Jedenfalls muss das gewünschte Verhalten Hunden erst schrittweise gelernt und somit gezeigt werden. Woher sollte Bello wissen was Frauchen will? Sollte er sich hinsetzen oder hinlegen? Sollte er Laut geben oder einfach ruhig auf die Wurst warten um zB an der Impulskontrolle zu arbeiten?
Achtet man dann auch noch auf eine klare Körpersprache, fällt es auch dem Hund leichter zu verstehen. Hunde achten nämlich viel mehr darauf, als aufs gesprochene Wort.
Dem Hund Grenzen aufzuzeigen und Regeln vorzugeben ist wichtig, sofern man auch konsequent ist. Dies gibt Hunden wiederum Sicherheit und Klarheit. Denn wenn wir in unserem Handeln und unserer Erwartung dem Hund gegenüber inkonsequent sind und es jedes Mal anders machen, verwirren wir ihn nur unnötig, wodurch der Hund wiederum in Erwartungsunsicherheit verfällt. Deshalb stellt gemeinsam in der Familie Regeln (im Bezug auf die Hundeerziehung) auf, die jeder gleich befolgt, so kennt sich auch dein Vierbeiner aus.
Nun werden sich manche Leser vielleicht fragen, was man dann tun soll um dem Hund zu vermitteln, dass er auf dem Holzweg ist. Man kann zB ein Abbruchsignal oder Korrekturwort aufbauen. Also ein Wort, bei dem Hund weiß, dass er nicht richtig liegt oder eben das Verhalten nicht gewünscht ist. Das Wort “Nein” eignet sich meines Erachtens insofern nicht sonderlich dafür, weil wir es in unserem täglichen Sprachgebrauch mehr oder weniger häufig verwenden und es rutscht einem womöglich auch viel zu leicht und bissig über die Lippen. Ich habe hierfür etwas gewählt, was ich so nie verwende und allein schon wie ich es sage, gibt nicht nur meinem Hund, sondern auch meinen Schülern rasch zu verstehen, dass ich etwas so nicht haben will. So bestimmt ich in solchen Situationen auch sein kann, genauso rasch switch’ ich um und lobe gewünschtes Verhalten.
Alles natürlich individuell an den Hund angepasst, schließlich ist nicht jeder gleich sensibel..