Von Britta Laupichler, Hundeschule Hund-aufs-Herz
Beistehen ausdrücklich erwünscht
Es ist bekannt, dass Hunde sehr soziale Lebewesen sind. Der genetische Vorfahre Wolf lebt in klar strukturierten Familienverbänden in denen es im großen Teil darum geht, miteinander zu
kommunizieren, zu interagieren und voneinander zu lernen. Und das Alles meist recht harmonisch.
Auch unsere Hunde sind oft bereit, sich dem Menschen eng anzuschließen, gar, sich führen zu lassen von uns. Zu einer guten Führung gehört auch das Beistehen in verunsichernden, anstrengenden oder
gar schwierigen Situationen.
Leider sehe ich immer wieder Menschen, die ihren Hunden in eben solchen Situationen nicht beistehen. Mir kommt ein Mensch mit 2 Hunden entgegen, wovon 1 Hund sehr gut sichtbar sich vor uns, vor mir, vor meinen Hunden fürchtet. Und zwar so sehr fürchtet, dass er seinem Menschen und seinem Hundekumpel nicht weiter folgt, als diese uns entgegen kommen. Der Mensch mit seinem „mutigen“ Hund geht grüßend an uns vorbei, der 2te Hund will das offensichtlich auch, doch er hat Angst. Er bleibt 20 Meter vor uns stehen. Läuft dann unsicher hin und her, sucht einen Weg, um zu seiner Gruppe zu kommen. Der Mensch des ängstlichen Hundes bleibt irgendwann stehen, ruft seinen Hund, freundlich, lockt und ruft. Nichts passiert.
Da mir der ängstliche Hund leid tut und ich zudem verhindern will, dass er in seiner Not auf die Straße läuft, weiche ich mit meinen Hunden ca. 8 Meter in den Wald aus. Sobald wir im Wald stehen RENNT der 2te Hund zu seinem Menschen. Hier wird er freundlich empfangen.
Ich freue mich, dass sein Mensch nett zu ihm ist. Aber: warum musste er, der Hund, das alleine durchstehen?
Wenn ich weiß, dass mein Hund Angst vor etwas hat, dann lasse ich ihn doch nicht in genau so einer Angstsituation ALLEINE! Nein, ich gehe mit meinem Hund gemeinsam durch die Situation, oder lasse diese vorbeiziehen. Auf jeden Fall stehe ich ihm bei!
Es geht hier nicht nur um Menschlichkeit, sondern auch darum, was und wie ein Hund lernen kann.
Viele sagen: „Nur wenn er alleine diese Angstsituation überwindet, lernt er in Zukunft damit umzugehen. Wenn ich ihm helfe, dann ‚betüdele’ ich ihn.“
Leider ist dieser Glaube immer noch sehr weit verbreitet. Ich bin davon überzeugt, dass es anders ist.
Wenn der Mensch seinem Hund beisteht in schwierigen Situationen KANN der Hund lernen, diese Situation zu meistern. Durch die Hilfe des Menschen. Mit Hilfe ist übrigens oft nicht mehr als ein neben dem Hund laufen, bei dem Hunde stehen gemeint. Eben: bei ihm zu sein. Oft ist der Hund ja erst fähig mit Hilfe vom Menschen für ihn schwierige Situationen zu bewerkstelligen. Und oft erleben wir, dass der Hund dann peu à peu lernt, auch mit weniger Hilfe anstrengende Begegnungen zu schaffen. WEIL er anfangs MIT seinem Menschen gelernt hat: hey, das geht ja doch irgendwie.
Wenn ich sehe wie Menschen ihren ängstlichen Hund alleine lassen, ihm nicht beistehen, habe ich manchmal das Gefühl, sie sind selber unsicher, und es ist ihnen unangenehm wenn sie nun ihren Hund begleiten (vielleicht ist es auch noch ein stattlicher Schäferhund, oder ein knackiger Boxer). Wie sieht das denn aus, wenn man den an „die Pfote nimmt“?
Ganz ehrlich? Das sieht wunderbar aus!
Wir müssen uns doch nicht für unser Mitgefühl und unsere Fürsorge schämen! Ganz und gar nicht!
Es ist ein gutes Gefühl seinem Hund beizustehen, schwierige Momente zusammen zu meistern, und somit auch gemeinsam an der Situation zu wachsen. Jeder Hund hat es verdient, freundlich & souverän geführt zu werden – das tut gut: Hund & Mensch.
Also: Beistehen ausdrücklich erwünscht!